Die Sprache ist ein Labyrinth von Wegen.
Du kommst von einer Stelle und kennst dich aus;
du kommst von einer anderen zur selben Stelle,
und kennst dich nicht mehr aus.
Du kommst von einer Stelle und kennst dich aus;
du kommst von einer anderen zur selben Stelle,
und kennst dich nicht mehr aus.
L. Wittgenstein
“Eine 32 Jahre alte Sachbearbeiterin des Jobcenters im rheinischen Neuss ist von einem Kunden erstochen worden.” Zeit Online
Beklagenswerte Zustände sind zu konstatieren in Bezug auf die Laxheit im Gebrauch der deutschen Sprache. Wenn dies von Gazetten disseminiert wird, ist es noch akzeptabel, wenn auch schmerzlich. Aber von der ZEIT sollte man eigentlich anderes erwarten.
Oh lala, ZEIT! Ganz langsam für euch Sykophanten-Journos: hier kann jeder den Begriff des Kunden eruieren. Ein Kunde ist ein Mensch, der aus freiem Entschluss sich zu einem Geschäftsabschluss entscheidet. Bis auf ganz wenige Monopolstellungen, steht dem Kunden ein Auswahlspektrum zur Disposition; er kann frei wählen.
Sobald das Geschäft zustande gekommen und durch Vertragsschluss, bzw. Bezahlung und Übergang des Besitzes abgeschlossen wird, wird der Kunde zum Käufer. (Wikipedia) Dem Kunden stehen auch im Reklamationsfall Rechte auf Rückgabe, Preisnachlass etc., ja sogar Klage gegen den Verkäufer zu.
Ziel eines jeden Geschäftes sollte die Kundenbindung sein, das Fortführen einer Geschäftstätigkeit durch Erbringen von weiteren Leistungen, Diensten oder Zusatzprodukten.
Wie und wo kann bei der Tätigkeit und Aufgabenstellung der/des ARGE/Jobcenters hier von Kunden gesprochen werden? Ludwig Wittgenstein im Zusammenhang mit dem Jobcenter überhaupt anzuführen, hiesse Perlen vor die Säue zu werfen. Aber er hätte mit Sicherheit sehr gereizt ob solcher sprachlichen Unkontrolliertheit reagiert.
Vielleicht lediglich ein einmaliger lapsus linguae der ZEIT? Nein, die ZEIT, der ja irgendwo und irgendwie ein Alt-Bundeskanzler vorsteht, entblödet sich nicht, dies im nächsten Satz zu schreiben: “Der mutmaßliche Täter war bei dem unangemeldeten Besuch mit ihr allein im Büro”.
Ein Kunde, werte ZEIT, ist ein Mensch, der Dienstleistungen nach seinem Bedarf wahrnehmen möchte. Unrestringiert durch irgendwelche Zeitbegrenzungen, Voranmeldungen etc. Eine Arztbesuch z. B. mag ja einer Voranmeldung bedürfen, aber auch dann hat der Kunde immer noch die Möglichkeit, sich einem anderen Arzt anzuvertrauen.
ZEIT, die Chance, mich als Kunden je zu sehen, ist denkbar gering. Sie ist Null, allerdings nicht ob meiner Bedenken hinsichtlich eurer sprachlichen Korruptheit oder dieses lächerlichen Journalisten Pathos, Qualitäts-Journalismus oder ähnliche Scheisse, nein, es sind schlicht die Intertuben, die mir deutlich Besseres und Kritischeres bieten. In diesem Sinne also: Fuck You!
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