11/20/2013

EIN BRIEFLEIN VON ELISABETH GEFUNDEN

ursprünglich veröffentlicht am 29.12.2012

Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen,
wie entbehrlich man in der Welt ist.
ein recht begabter Dichter, dessen Name mir entfallen ist
.
.

Ich ging im Hause
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Kästlein sah ich
Ein Brieflein liegen,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es öffnen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Geöffnet sein?
Ich hob’s mit allen
Den Blättlein aus.
Zum Tische trug ich’s
Im hübschen Haus.
Und legt es wieder
Am stillen Ort;
Nun lugt es immer
Und trügt so fort.
Da setzt ich mich,
Und schlug es auf,
Das Brieflein
in des voller Pracht.
Allein die Worte
In ihr ganzer Fülle,
legten, ach, Scham
auf meines Herzens Hülle.
Was musst mein darbend Auge lesen,
In Lettern grell,
doch ohne Wesen.
Der Sinn entstellt,
die Wahrheit dunkel,
sollt dies sein
der letzten Tage
Des Jahres Funkel?
Mein schmachtend Herz
konnt es nicht fassen,
Und liess mich
zu der Feder fassen.
Elisabeth,
mein holdigs Mägdelein,
mich dünkt,
die Sinn sind Euch entschwunden.
Allein der Haarfarb
mag’s nicht Grund zu sein,
vielmehr der rectitudine gebrichts.

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