11/15/2013

DERWEIL ICH BEIM JOBCENTER SCHAFFEND MEINER MEDULLA OBLONGATA FRÖNE.

ursprünglich veröffentlicht am 16.7.2012



cc Alexander Amann, Jobcenter

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Sie haben eine Frist bis Ende dieser Woche, also bis Freitag, den 20. Juli 2012. Danach erhebe ich Klage gegen das Jobcenter.


Sehr geehrte Frau Silke Strama,

Bedauerlicherweise muss ich konstatieren, dass selbst zwei Emails im Abstand von sieben Tagen Sie anscheinend nicht zu einer Antwort bewegen können nach nunmehr insgesamt vierzehn Tagen. Sie scheinen unter Verbalinsuffizienz zu leiden, vielleicht ist auch Ihre Latenzzeit ein wenig üppig ausgeprägt. Dies düpiert mich und es drängt sich mir nun der Verdacht auf, Sie haben nebst Schwierigkeiten mit der Bedienung des hauseigenen Email Programms ebenso Schwierigkeiten, ein Einnahmen/Ausgaben Spreadsheet interpretieren zu können. Ich bin im weiteren der Meinung, Sie haben nun eigentlich das Alter erreicht, sich mit einer chronologischen Arbeitsweise anfreunden zu können.

Bevor ich aber in medias gehe, lassen Sie mich doch noch einmal 2011, Stichwort ‘Mittagstisch in der Schule’, aufgreifen. Sie sind mir damals schon als nicht sonderlich geistig virtuos aufgefallen, begründeten Sie doch die Ablehnung zur Mittagstischkostenübernahme meiner Tochter damit, dieser Kostenfaktor sei in den gezahlten Leistungen schon enthalten. Brühwarm legten Sie Ihrer Absage die Broschüre des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit dem ominösen Titel ‘Das Bildungspaket’ bei. Die scheinen Sie offenkundig nie gelesen zu haben. Aus der geht auf Seite 3 hervor, wer anspruchsberechtigt ist, und auf den Seiten 6 und 7 wird das Thema Mittagstisch behandelt:

Wenn Sie Ihr Kind zum Mittagessen anmelden, achten Sie darauf, dass Sie einen Beleg bekommen. Den brauchen Sie für das Jobcenter*.

Ich weiss nicht wie lange Sie schon auf der Welt sind, werte Frau Strama, und wann Sie in De-Land halbwegs wach durch die Gegend dümpeln, aber meine Tochter kann am Schulmittagstisch nicht teilnehmen, weil kein Essensraum mehr zur Verfügung steht! Dies ging auch aus meinem damaligen Brief hervor. Das Thema der katastrophalen Lage an Kindergärten und Schulen müsste mittlerweile selbst zu Ihnen vorgedrungen sein. Ich will es hierbei belassen, denn es wird ohnehin noch ridikül …

Wenden wir uns doch genüsslicheren Themata zu, als da wären:

Das E/A Spreadsheet

Ich erlaube mir nun, Ihnen ein Einnahmen/Ausgaben Spreadsheet zu entmystifizieren in didaktisch leicht nachvollziehbaren Schritten. Es besteht in der einfachen Grundform aus den Spalten Datum, Text, Einnahme, Ausgabe und Saldo (in meinem Spreadsheet ‘Balance’).

Wenn Sie also, wie geschehen in Ihrem Brief vom 15.3.12, die bis dahin getätigten Einnahmen/Ausgaben zur Berechnung des Weiterbewilligungsantrags erfragen, dann nehmen Sie das nächstliegende Datum zum 15.3.12 aus meiner Tabelle und ersehen dann den Betrag unter SALDO! Alles andere interessiert nicht, nur Saldo ist von Interesse. Sie können keine Einkünfte hernehmen und die Ausgaben negieren. Sie möchten mich doch nicht mit den Investmentausgaben oktroyieren. Selbiges wäre nicht nobel.

Ich machte hierzu auch, insbesondere basierend auf meinem intrinsischen Interesse als erziehender Vater, eine ad hoc Fallstudie mit meiner Tochter, die, wie es der Zufall will, an der Schule das Fach BWL belegt. Ich darf es hier mit einem gewissen Stolz, den ich gleichwohl mit meiner angeborenen Bescheidenheit sogleich taktvoll auf eine sublime Ebene zu nivellieren gedenke, bekunden, dass 16 jährige Jugendliche heutzutage die intellektuelle Kapazität aufweisen, ein Spreadsheet lesen zu können. Ich finde diese inspirierend. Doch ich schweife ab.

In meiner E/A Tabelle ist das nächstliegende Datum der 12. 3.12 und hier ersehen Sie unter Saldo einen ROTEN Betrag. Die Farbe Rot ist gewöhnlich interpretiert als SOLL.

In Ihrem Weiterbewilligungsbescheid vom 26.4.12 kommen Sie auf Seite 7 zu Einkünften. Dies ist offenkundig falsch und damit ist Ihre Berechnung bedauerlicherweise falsch. Sie hingegen ziehen es vor, auf meine zwei Emails gar nicht erst zu antworten.

Ich bitte Sie nun, den Bewilligungsbescheid dahingehend rückwirkend zu ändern. Ich bedauere selbstverständlich den leicht negativen Einfluss auf die interne Firmenstatistik der ARGE, oh, par bleu, meinte ich doch sagen zu wollen, Jobcenter. Scusami.

Sie haben eine Frist bis Ende dieser Woche, also bis Freitag, den 20. Juli 2012. Danach erhebe ich Klage gegen das Jobcenter.

Zum Sujet ‘Chronologisches Vorgehen’

Angenommen Sie würden Ihre Bank um einen Kredit ersuchen, welches Procedere würden Sie vorziehen?
a) die Bank reicht Ihnen den Kreditvertrag zur Unterschrift und Sie erfahren die Kreditkonditionen nach Unterschriftsleistung
b) die Bank erläutert Ihnen die Kreditbedingungen und Sie zeichnen danach bei Zustimmung

Ich empfinde es als beschämend dieses überhaupt voranstellen zu müssen, aber anders ist es mir nicht möglich, die komplette Dilettanz des Jobcenters in dieser Sache zu veranschaulichen.

Sie erbitten im selbigen Schreiben vom 15.3.12 eine E/A Prognose für die Monate 5/12 – 10/12. Die haben Sie erhalten. Im Mai 2012 erfahre ich in dem neuen Bewilligungsbescheid, dass das Jobcenter Einnahmen gleich wieder abzieht. Haben Sie vielleicht irgendeine krude Idee wie eine Firmengründung anfangs abläuft???

Ich erkläre es Ihnen jetzt ganz langsam, denn ich weiss nicht in welcher Welt sie beim Jobcenter leben. Ich weiss nur eins: das Personal des Jobcenters ist in der freien Wirtschaft unvermittelbar! Man kann dort solch eine Human Resource beim besten Willen nicht gebrauchen!

So läuft die Startphase eines Klein-Unternehmens ab: Ein Unternehmen investiert zu Beginn. Das bedingt Geld. Ohne Eigenkapital fortzufahren gibt es zwei Mittel: Kredit und/oder Teile des Cash Flow. Ganz simpel ausgedrückt stellen die Einnahmen nach Abzug der A positiven Cash Flow dar im besten Falle. Dieser CF ist gleichzeitig Working Capital (Betriebskapital). Sind Sie noch auf der gleichen Seite mit mir??

Wenn durch Kapitalabzug das Working Cap auf Null geht, dann liegt der Betriebsablauf still! Finito! Aus! Das Unternehmen hat kein Geld um überhaupt irgendeine Ware zu versenden, geschweige denn die Warenpalette zu erweitern. Genau dies haben Sie beim Jobcenter nun erreicht.

Ich hatte Ihnen aber in einem Brief vom 11.4.12 von meinen Bemühungen in Indien und dem damit zusammenhängenden Finanzaufwand geschrieben. Sie hat das überhaupt nicht interessiert. Aus meinem Business Plan geht auf Seite 4 mein Bestreben nach Finanzierung aus dem Cash Flow hervor. Sie interessiert das überhaupt nicht. Sie wollen Ihre interne Statistik schönen, und genau das werden Sie bei mir nicht tun!

Ich glaube, selbst Sie, meine werte Frau Strama, haben mittlerweile begriffen, dass meine abgegebene Prognose für die Monate 5-10/12 nun nicht mehr stimmen kann. MaW, die Zahlen gehen alle auf Null. Es tut mir leid, aber ich kann sie beim Jobcenter nicht mehr ernst nehmen; sie sind eine komplette Lachnummer.

Das krude Wortkonstrukt ‘Eingliederungsvereinbarung’

Sodann würde noch ein Schreiben folgen zur, und es quält mich hier das verbalästhetische Unbehagen ob dieses meiner Präferenz für das wohltemperierte Klavier der sprachlichen Ausdrucksweise kontravenierenden kruden Wortgebildes, ‘Eingliederungsvereinbarung’ vom 23.5.11 sowie vom 28.11.2011.

Zum jetzigen Zeitpunkt dünkt es mich contretemps, meine moralischen Bedenken konzeptioneller Art hier zu elaborieren. Sittenwidrigkeit würde mir auch noch einfallen. Aber seien Sie gewiss, mein werter Herr Alexander Amann vom Jobcenter, es wird dezidiert ausgearbeitet und exquisit formuliert in Bälde kommen. Das bin ich meiner humanistischen Halbbildung schuldig.

Und ich denke es handelt sich hier, insbesondere nach diesem und diesem Artikel auch im Interesse der Öffentlichkeit um ein besonders delektierliches Thema, das einfach auf das Intergewebe gestellt gehört.

Wie immer bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und verbleibe

Mit vorzüglicher Hochachtung

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