Stupidity is a talent for misconception.
Edgar Allan Poe
Es passiert relativ selten an der Bushaltestelle, dass man von jemandem angesprochen wird mit der Bitte, ihn coram publico so mal kurz laut hörbar als Idioten zu titulieren.
Anders scheint dies bei der Polizei im Land der Wadlstrümpfe und ähnlichen perversen Sex-Objekten zu sein. Hier wird wert auf klare Verhältnisse gelegt und das dauert ein wenig. Dauert ein wenig, bis so ein bayerischer Cop den vollständigen Satz rausgekaut hat nach den etlichen 'öhs' und 'ahs' und 'äh'. Jeder kennt Horst Seehofer und erahnt, wie schwierig diese teutonische Sprache ist, wenn man sie dann auch noch intonieren muss.
Och Gottogott, nu iss der Satz raus und wenn ich den Bajuwaren-Cop nu richtig verstehe, dann ist 'intellektuell zölibatär' eine Beleidigung, die andere vielleicht nicht so sähen, aber er vielleicht schon. Öh, ja wat nu? Junge, bei richtigen Cops gibts keinen Konjunktiv, da gibts nur klaren Indikativ! Weisse jetzt bescheid!?
Cool, nun zum Sujet. Natürlich haben die erst mal überlegen müssen, was das nun eigentlich so bedeutet ... intellektuell zölibatär.
Schön, dass es so ein Gerät wie Linguistik gibt und Synonyme und dieser wollen wir uns nun einmal bedienen.
Synonyme für zölibatär:
Bedeutung: schamhaft [a]
enthaltsam, gesittet, jungfräulich, rein, sittsam, unbefleckt, unberührt, unschuldig, unverdorben, züchtig, schuldlos, unanstößig, zölibatär, keusch
Na das sind doch ganz noble Attribute und nur eine hölzerne Natur kann daran etwas auszusetzen finden.
Dem investigativen Geist, so etwas sollte man recht eigentlich einem gestandenen Polizisten unterstellen, würde beim Adjektiv 'keusch' auch eventuell eine Abstammung von 'kosher' sich suggerieren, denn viele deutsche Worte entstammen dem Yiddischen. Siehe da, das könnte zutreffen.
Ganz ohne Zweifel wird ein bayerisch-polizeilicher Feingeist sich an dieser Google Group delektieren:
Unkiusche
Un-kiusche: stF, Adjektivabstraktum mit -î, ahd. kiusk-î; in Anlehnung
an andere Tugend-/Lasterbildungen auch mit -heit un-kiuschecheit
(stF); dafür ist ein adj. kiuschec vorauszusetzen.
Etymologie
keusch: lat. conscius, got. *kûskeis, ahd. chûsci (adv. chûsko), ags.
cûsc, altfries. kûsk, kûs, nl. kiusch, kuis; entlehnt schwed. kysk,
dän. kydsk. Ältere oberd. Form künsch, alem. chiunsch, älter schwäb.
könsch. asächs. kûsko, mnd. küsch(e), kusch, kû, aengl. cûsc, mnl.
cuusc, nl. kuis. Spätere Verbableitung: keuscheln: "Keuschheit
heucheln" (wie "frömmeln").
Die Ableitung des sustantivierten Gegenteils zeigt im Ahd. noch
verschiedene Formen: unkûski, unchûskida, nist chûski.
Bedeutungsspektrum
Das lateinische conscius ("mitwissend, eingeweiht, bewusst") steht am
Anfang der Bedeutungsentwicklung. Mit der Übernahme in die gotische
Kirchensprache wurden der säkulare Tugendbegriff "tugendhaft, rein, um
das Rechte und Gute bewusst" spezifisch christlich geprägt: "der
christlichen Lehre bewusst, das Geziemende". Das ahd. kûskî/kiuskî
wurde im Rahmen der frühmittelalterlichen Christianisierung aus dem
gotischen kirchensprachlichen *kuskeis übernommen: Aus der allgemeinen
ahd. Bedeutung "geziemend, sittlich, mäßig, enthaltsam (in Bezug auf
Nahrungs- und Sexualtrieb)" entwickelte sich "maßvoll, enthaltsam in
sinnlicher Beziehung" und entspricht dann lat. castus, purus bzw.
kiusche wird mit lat. castitas, modestia gleichgesetzt. Die Mundarten
entwickelten die Bedeutungen: bayr.-österr. "schlank, leicht, fein,
verletzbar"; hess. und mnl. im konkreten Sinne "sauber". Das
Bedeutungsspektrum von "keusch" beeinflußt dann auch das Verständnis
des Worts "koscher" (jiddisch kauscher aus hebräisch kâsêr:
"tauglich", vermittelt durch die oberd. Form kausch) als "rituell
rein". Bei den Römern entstanden Sünde (nefas) und
Schändliches/Gottloses (profanum) durch Unreinheit (Unkeuschheit,
Unnüchternheit, gewisse Krankheiten, rohe Reden, Feindschaft, Hass).
Es wurde derjenige als unrein befunden, der keine‚castitas aufwies.
Man hätte sich die ganze Mühe auch sparen können in der Zunft der Träger der Fasanenjägerkluft, wenn man klug geschwiegen hätte oder auf einen Landsmann gehört:
"Alles Gescheite ist schon gedacht worden,
man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken."
Johann Wolfgang von Goethe
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