11/05/2014

Offene Email an das BMFSFJ re. Jobcenter München

Sehr geehrte Frau Familienministerin Schwesig,

Das Markenzeichen Ihres Ministeriums ist seit einigen Jahren die Promotion der Frau in der Welt der Wirtschaft und hier trifft es sich vorzüglich, dass ich Vater einer Tochter asiatisch-deutscher Abstammung bin. Sie hatte, Gott sei es gedankt, das grosse Glück nicht in Deutschland geboren worden zu sein, sondern in Asien und somit war es ein Leichtes, einen Kindergarten für sie zu finden. Wir konnten sogar wählen.

Hier in Deutschland firmiert meine Tochter unter dem Label 'Migrantin', also einem Terminus, wie ich ungläubig habe lesen müssen, der, wahrscheinlich in einem temporären Stadium geistiger Umnachtung, doch tatsächlich vom Statischen Bundesamt stammen soll. Nun ja, ein Blick in die deutsche Historie bietet recht illustren Beleg für inventive Lösungen zur Einordnung und Selektierung von Menschen.

Aufgrund ihres Status' als 'Migrantin' findet die Ausführung auf der Website Ihres Ministeriums:


"Jugendliche und junge Erwachsene aus bildungsfernen Familien oder junge Menschen mit Migrationshintergrund sind keineswegs weniger begabt als der Durchschnitt der Gleichaltrigen. Für ihre soziale, schulische und berufliche Integration benötigen sie jedoch oftmals eine gezielte Förderung, die auf ihre individuelle Lebenssituation zugeschnitten ist."

bei mir wohlwollende Resonanz, wenngleich die Formulierung ein wenig unglücklich ist. Dies gilt auch für die Bemühungen Ihres Ministeriums:


"Mit der Initiative "JUGEND STÄRKEN" fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die soziale, schulische und berufliche Integration junger Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf am Übergang von der Schule in den Beruf."

Bei einer Agentur allerdings, die sich laut Verwaltungsgericht Giessen den 'Touch einer Behörde' gibt und vulgo unter dem euphemistischen Begriff 'Jobcenter' firmiert, scheinen Ihre lobenswerten Avancen nicht auf die ihnen gebührende Gegenliebe zu stossen.

Bei diesem besagten Etablissement wird eher Migrationshintergrund mit einem gewissen Zweifel begegnet, den es erst einmal mittels Vorlage - bar jeder Gesetzesgrundlage - des Schulzwischenzeugnisses zu zerstreuen gilt. Ein gewisser Jean-Marc Vincent vom Jobcenter München - Arbeitsvermittlung U25 scheint hier seinen Stempel von etwas merkwürdiger, ja schleimender Provenienz aufdrücken zu wollen. Man ist dort auch so verwahrlost, einen Migrationshintergrund mit einer eventuellen Notwendigkeit von Nachhilfeunterricht zu identifizieren. Dies ist insofern erstaunlich und dumm-frech, als sich besagte Anstalt vorher zu keinem Zeitpunkt um die schulische Karriere meiner Tochter gekümmert hatte und jüngst einige imposante Kontermassnahmen ersann.

Weitaus echauffierender scheint mir jedoch der unlautere und geistig kümmerliche Versuch, meiner Tochter die Anmeldung bei der drittklassigen Job-Website der Arbeitsagentur anzubieten zwecks Zusendung von Job-Angeboten, obwohl dieser anrüchigen Anstalt der Staatlich Garantierten Armut der bis 2015 dauernde Schulbesuch bekannt ist.

In diesem Zusammenhang halte ich das Statement auf der Website Ihres Ministeriums:


"Zu den Zielgruppen zählen zum Beispiel junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, die den Schulbesuch verweigern oder die nach der Schule von den lokalen Akteuren und Angeboten der Bildung, Berufsbildung, Grundsicherung und Arbeitsförderung nicht erreicht werden."

doch eher adressiert an diese suspekte 'Anstalt zur Füllung von Billiglohn-Jobs'. Tut sie doch alles, um Jugendliche aus der Schule zu drängen und in unterbezahlte Jobs zu transferieren.

Mich dünkt un peu ungeklärt die Einschätzung auf der BMFSFJ Website:


"Mit der demografischen Entwicklung kommen der heutigen Jugend und kommenden Generationen wachsende Bedeutung und Verantwortung zu. Neben bester Förderung und Stärkung brauchen junge Menschen auch ausreichende Erfahrungs- und Gestaltungsräume und -zeiten, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln."

Oder will es Ihr Ministerium so verstanden wissen, als es zur Persönlichkeitsentwicklung eines jungen Menschen gehört, innerhalb der ersten elf Monate der Volljährigkeit - notabene der Volljährigkeit nach BGB und nicht der Paralleljustiz SGB - schon auf stolze drei Klagen gegen besagtes Etablissement schauen zu können? "Wachsende Verantwortung" erfährt eine Jugendliche recht schnell, wenn  ihr das Ferienjobgeld von besagtem Zentrum des Billiglohns gestohlen wird.

Ist, um "eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln", die Geschäftsführerin dieser gesetzeslabilen Anstalt als Vorbild zu nehmen, um die Wertigkeit von Maulfaulheit, schnodderig-rotzfrecher Aufforderung einen Blogpost zu entfernen oder € 10.000 Strafe zu zahlen, ein Dilbert Zitat nicht veröffentlicht zu sehen, Prozessbetrug zu begehen als ultimative Karrierevoraussetzung der deutschen Quotenfrau zu etablieren?

Schon jetzt können wir retrospektiv sagen, dass uns dieses Land "ausreichende Erfahrungs- und Gestaltungsräume" zu bieten verstanden hat. So ausreichend, dass meine Tochter in den kommenden Jahren dieses Billiglohn-Land verlassen wird. Uns scheint auch die deutsche Staatsbürgerschaft angesichts des Comportement Deutschlands gegenüber anderen Ländern in Europa wenig der Beibehaltung wertig zu sein. Wir sind nicht geneigt, Lohndeflation als Kampfmittel gegen andere Unionsländer zu billigen und noch weniger finden wir es erhebend, Hunderttausende Jugendlicher dort in Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu sehen. Es ist dem Karma wenig bekömmlich.

Unseren tiefen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Mit besten Grüssen

_____________________

PS: Mit Schreiben von der Staatsanwaltschaft München I erfuhr ich diese Woche, dass u.a. Jobcenter Mitarbeiter Jean-Marc Vincent ( wie ich vermute) Klage wegen Beleidigung gegen mich erhoben hat. Ihm ist nicht wohl, bei gesetzesbrechendem Verhalten als "schleimender Mitarbeiter" tituliert zu werden.


Wer über eine Beleidigung weint, dem werden mehrere begegnen. Johann Wolfgang von Goethe

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.