5/30/2016

Endlich deutsche Version von Harry Frankfurts 'On Bullshit' von Jobcenter Jürgen Sonneck

Jobcenter Literat Jürgen Sonneck, alias C. Paucher, bevorzugt
den dunklen Siff der Anonymität.
Insbesondere auf dem Internet.
Hier ist er links zu sehen.
Men of earlier ages were far more inclined to believe that, wherever traces of insanity showed themselves, 
a certain proportion of genius and wisdom 
was likewise present something “divine,” 
as they whispered to one another.

Nietzsche


Jobcenter München secondo stellvertr. GF Jürgen 'Sexypants' Sonneck veröffentlicht deutsche Version von Harry Frankfurts Essay ‘On Bullshit', das Original downloadbar bei der Princeton University Press.

Jürgen Sonneck, hier adäquat als Münchens schnellster kommender Chef lasziv gekleidet, brilliert in der gekonnten und der Kenner des Sujets weiss, nicht leichten Handhabung einer delikaten Kommunikationsvariante, die ein nahezu schlafwandlerisches Handling der deutschen Sprache voraussetzt. Exakt das ist die Domäne von Jürgen 'Sexypants', wie er von bayerischen Behördenliteraten anerkennend als nom de plume wird.

Verbaljongleur, der der sportive und jeder körperlichen Herausforderung gewachsene Jüngling ist, legt er ein dem Urwerk konplementäres Essay vor und versteht, dies so schwierige und elaborate Thema auf leicht und komfortabel konsumierbare ein und eine halbe Seite des literarisch weit verbreiteten Formates DIN-Aah 4 zu komprimieren.



Konsequent wandte Literat Sonneck das Luhmansche Diktum ‘the medium is the massage’ an. Beschwingt fliessender Text, präzis temperierter monolingualer volte-face, untermalt von zuweilen schockend akzentuierten Gestaltsbrüchen. Kurzum, prätenziös meisterhaft und behördenhaft vulgär im Timbre.

Es ist allseits bekannt, dass so viel moroner Dünnschiss in der Welt ist und so ist es um so anerkennswerter, als sich ein Experte für deutschen Bullshit nun der altrustischen Aufgabe unterzogen hat, seine Erkenntnisse über selbiges quotidiane Genre der deutschsprachigen Bevölkerung nahe zu bringen. Nun ist der Begriff Bullshit im Deutschen nicht weit verbreitet. Dünnschiss oder Humbug käme vielleicht am nächsten.

Humbug: täuschend falsche Darstellung, kurze Lügen, vor allem durch protzige Worte oder Tat, von  eigenen Gedanken, Gefühlen oder Einstellungen.

Nach der konzeptionellen Analyse von Frankfurt (2) gibt es zwei zentrale Aspekte bezüglich des Begriffs Bullshit, nämlich "Gedankenlosigkeit" oder einen völligen Mangel an Sorge um die Wahrheit auf seiten des Bullshitter oder des Dünnschiss-Redners und die Tatsache, dass hinter jeder Produktion von Bullshit ein Bullshitter steckt, der absichtlich seine Gesprächspartner irreführen will, um seine eigenen Interessen und Zwecke zu verfolgen.

Ein Bullshitter ist auch wesentlich versatiler und adaptiver als ein geradliniger Lügner, insofern als er seine Story immer noch drehen kann. Eine Lüge dagegen erst einmal als solche erkannt, kann nur noch unter Gesichtsverlust nivelliert werden.

Adler (1) (1997, Seite 440) erklärt, dass eine Lüge "ein stumpfes Instrument ist, leicht zu finden, einen einfachen Erfolg versprechend", während "der Bullshitter einen umständlichen Weg zu seinem Erfolg nimmt, wo Lügen ein einfacherer und sicherer Weg in die Irre zu führen sind. Diese Ansicht scheint von Frankfurt geteilt zu werden und bekräftigt eine Beobachtung, dass unsere Gesellschaft die Bullshitter mit mehr Nachsicht zu behandeln bereit zu sein scheint als den Lügner. Bayerische Gerichte und die Polizei deuten sich als Beleg an.

In einigen Beispielen liegt keine Lüge vor, es sei denn, es wird eine falsche Aussage gemacht; in anderen lügt sogar eine Person, selbst wenn die Aussage richtig ist, sie sie aber nicht glaubt und zur Täuschung macht. Was ist Humbug oder Bullshit ? Kann überhaupt eine Äußerung als Humbug oder Bullshit gelten oder redet einer Dünnschiss, wenn das Herz des sich Äussernden an der richtigen Stelle ist (sozusagen), oder muss auch die Äußerung eine bestimmte Eigenschaft haben?

Bullshit steht in keiner Verbindung zu einer Auseinandersetzung mit der Wahrheit und sieht auch keine Relevanz in der Beschreibung von Wirklichkeit. Ein Bullshitter wirkt ohne Rücksicht darauf, wie die Dinge wirklich sind und ist charakterisiert durch Gedankenlosigkeit. Er spricht ohne gewissenhafte Aufmerksamkeit für die relevanten Fakten und macht eine Aussage ohne überhaupt die Frage der Akkuratheit zu berücksichtigen.

Einen Lügner, und dies mag widersprüchlich klingen, zeichnet eine enges Bewusstsein der Wahrheit aus. Es (Frankfurt, Seite 14) ist unmöglich für jemanden zu lügen, ohne die Wahrheit zu kennen. Um lügen zu können, muss man den Unterschied zwischen wahr und falsch kennen: 'Eine Person, die lügt, reagiert dadurch auf die Wahrheit und respektiert sie in dieser Hinsicht.' Wenn ein ehrlicher Mann spricht, sagt er nur das, was er glaubt wahr zu sein; und für den Lügner ist es entsprechend unverzichtbar, dass er seine Aussagen für falsch hält.

Bullshit, also geistiger Dünnschiss, hingegen bedarf einer objekt- oder themenorientierten Aufmerksamkeit und muss, um den gewünschten Effekt zu erzielen, durchdacht sein, Jedoch bedarf es nicht der Kenntnis der Wahrheit. Disziplin und Objektivität sind angesagt, denn sonst wird der Effekt der Täuschung verfehlt. Als Formel dargestellt ergibt sich: (D + O) - W = T.

Täuschende Missrepräsentierung, eigentlich ein Pleonasmus, doch dies geschieht bewusst. Angenommen eine Person erzählt eine Lüge oder kolportiert etwas in irgendeiner Art. Er missrepräsentiert dann mindestens zwei Dinge. Einmal sein tatsächliches Gesprächsziel oder die Referenz seiner Rede und indem er das tut, missrepräsentiert er seine eigene Vorstellung. Wenn also jemand über die Menge Geldes in seiner Hosentasche lügt, gibt er zunächst einmal die Menge seines Geldes in der Hosentasche an und gibt so zu erkennen, dass er diesen Betrag für wahr hält, anderenfalls würde er sich sofort überführen. Ist diese Lüge erfolgreich, dann ist das Opfer zwei mal getäuscht. Einmal wurde es getäuscht über die Menge des Geldes in der Tasche, zum anderen über die Intention der Lüge.

Im Gegensatz dazu muss der Lügner die Wahrheit der zur Diskussion stehenden Angelegenheit wissen, um sie besser vor dem Zuhörer zu verbergen oder den Leser mit einer Lüge zu täuschen. Wohingegen der Bullshitter, nur auf persönliche Vorteilsnahme bedacht, von der grundlegenden Wahrheit abstrahieren kann.

Nehmen wird z. B. die exzellent ausgewählten Beispiele des Authors Jürgen Sonneck. Da war zunächst die Dünnschiss- oder auch Humbug- oder auch Bullshit Aussage

a) “die etwas dümmliche Frage” sei eine Beleidigung.

Natürlich wusste der bayerische Behörden- und Hofintellektuelle Sonneck, dass nur Personen beleidigt werden können, denn es bedarf ja kognitiver Fähigkeiten zu deren Wahrnehmung. Aber genau diese Kenntnis macht einen arrivierten Bullshitter aus, nämlich von der Wahrheit abstrahierend eine suggestive Unterstellung zu lancieren in der Hoffnung, sie treffe auf rezeptive Ohren einer Institution, die nicht immer mit der souveränen Anwendung von Intelligenz glänzt.

Dann die Suggerierung einer geschichtlich negativ assoziierten Geisteshaltung durch ein Himmler Bild bei einer dritten Person, elegant formuliert vom secondo inter pares

b) die Überschrift "Jean-Marc Vincent offeriert "passgenaue" Eingliederung in das Billiglohnland" wird ein Zitat von Heinrich Himmler abgedruckt und dessen Foto dargestellt, es entsteht der Eindruck Herr Vincent würde sich diese Aussagen zu Eigen machen."

Natürlich wusste Jürgen Sonneck von der Technik der klassischen Juxtaposition, denn die ist ja grundlegendes Biz Model der Jobcenter. Weniger wusste er vielleicht um die Existenz von Stilmitteln, denn ihm war ja vielmehr gelegen um die typische Bullshit Drehung über das Zitat den Blick der bayerischen Staatsanwaltschaft auf das Hakenkreuz zu lenken.

Ein echter und geviefter Bullshitter legt sich nicht an mit der deutschen - ja wie werden die nun genannt? - Lügenpresse oder meiner Präferenz gemäss Schwanzlutscherpresse (denn RE Lügen siehe oben) Presse, dem deutschen Shit TV, die zusammen zum Überlaufen voll mit Nazi Bildern und Filmen sind. Das ist alles unisono staatlich sanktionierte subtil-glamorierende Nazi Propaganda abgedeckt durch den § 86 Abs. 3 STGB. Falls es mal eine divergierende Meinung geben sollte, haut Oberstaatsanwalt Hummer aus München mit der proverbialen Freisler Keule um sich:

"Im Übrigen verbieten sich Vergleiche zwischen der Tat des Angeklagten einerseits und Presse-bzw. Fernsehinhalten andererseits, da letztere regelmässig der staats- bürgerlichen Aufklärung, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte dienen und daher gem. § 86 Abs. 3 i.V.m. § 86 a Abs. 3 STGB vom Straftatbestand ausgenommen sind. Dass das Handeln des Angeklagten hingegen nicht unter diese Ausnahmebestimmung fällt, hat das Berufungsgericht ausführlich und ohne Rechtsfehler dargelegt (UA S. 7)."

c) "öffentlich sichtbare Blogeinträge handelt - geeignet um das öffentliche Ansehen von Herrn Vincent zu schädigen und ihn zu diskreditieren."

Natürlich interessiert Jobcenter GFs das Ansehen ihrer Mitarbeiter einen Fuck, aber Bullshitting läuft eben auch über die Instrumentalisierung von Mitarbeitern, die mehrheitlich auf Zeit angestellt sind. Das wahre Ansinnen emaniert aus dem Satzteil "öffentlich sichtbare Blogeinträge". So wird Bullshitting elegant in heuchelnder Manier praktiziert.

d) "Das Jobcenter München kann es nicht hinnehmen, dass es ihre Dienstkräfte in Ausübung ihres Dienstes beeinträchtigt werden."

Das wie unter 'c' bekannte Schema der Bullshitter als Mutter Teresa-hafte Besorgnis um die Mitarbeiter kaschiert, um Kritik am nonsusteniblen System Hartz IV unterbinden zu lassen von bayerischer Justiz mit Neonazi Affinität in einer Bananenrepublik, deren Meinungsfreiheit von Ankara administriert wird.

Als weitläufig intellektuel Interessierten erfreut mich Jürgen Sonnecks unvergleichliches Essay. Er hat sich damit als prä-eminenter Experte für 'Bullshit’ endlich in Deutsch einen Namen gemacht. Das Land der Dichter und Denker, der geordneten Behörden, eine Tradition setzt sich fort.

'Bullshit' Essayist Jürgen Sonneck bestätigt Harry Frankfurts konkludierende Einschätzung:

"Fakten über uns selbst sind nicht besonders stabil und resistent gegen skeptische Auflösung. Unsere Naturen sind in der Tat schwer fassbar und unbedeutend, weniger stabil und weniger inhärent als die Wesen von anderen Dingen. Und soweit dies der Fall ist, ist Aufrichtigkeit selbst Bullshit."


________
(1) Eleonora Belfiore, On bullshit in cultural policy practice and research: notes from the British case
(2) Harry Frankfurt, On bullshit, Princeton University

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