6/03/2014

Altona in Wunderland


“Would you tell me, please, which way I ought to go from here?"
"That depends a good deal on where you want to get to."

"I don't much care where –"

"Then it doesn't matter which way you go.” 



Lewis Carroll, Alice in Wonderland





Dieses Problem hat die wackere Bloggerin aus Altona in ihrem Post 'Arbeitszeitverkürzung jetzt!' 
nicht, denn der Weg zur Lösung einer gerechten Verteilung der Arbeit  und damit Eliminierung der Arbeitslosigkeit ist ein mathematischer:


Die Menge Arbeit 'A' : 40 Stunden pro Woche '40SW'  = x % Arbeitstätige 'AT'  + x % Arbeitslose 'AL'.

Bei '30SW' nimmt sich dies so aus: A : 30SW = 100% AT

Problem genial gelöst, wenn da nicht die bekannte 'Lump of Labor Fallacy' wäre. Ein Blick ins 18. Jahrhundert und kurze Konsultation mit einem gewissen Adam Smith hätte in Altona an der Waterkant hilfreich sein können, denn Herr Smith konstatierte schon damals:


"Division of labor is limited by the extent of the market."

Es ist ein sattsam bekannter Fehler, den Arbeitsmarkt als statisch anzusehen, denn die Quantität von Arbeit ist beeinflusst zum einen durch den Preis und zum anderen den Markt und Deutschland hat bekanntlich eine Freie Marktwirtschaft.

Ein bekannter US Ökonom fasste das in 2003 (!) so:

"Traditionally, it is a fallacy of the economically naïve left -- for example, four years ago France's Socialist government tried to create more jobs by reducing the length of the workweek."

Abgesehen davon, dass eine mandatierte Reduktion der Wochenarbeitszeit auf 30 oder jede andere Zahl von Arbeitsstunden ein Eingriff in die freie Berufsausübung, was ein Grundrecht ist, darstellt - und avide Bloggerin aus Altona demonstrierte ja eine beeindruckende Rechtskenntnis als Hobby-Solon hier -, würde es gut anstehen, sich wiederum Adam Smith zuzuwenden und dem 'extent of the market'.

Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass es europaweit eine hohe Arbeitslosigkeit gibt. In D-Land ist sie gering und dies hat mit der Exportorientierung von D-Land zu tun und daraus resultierend dem Aussenhandelsbilanz-Überschuss oder auch Export Surplus genannt. Begünstigt durch geringe Löhne und damit einem seit bald 10 Jahren statischen niedrigen Konsumverhalten der Deutschen.

Ein Export Surplus bedeutet immer Kapitalexport, d. h. D-Land produziert mehr als es verbraucht und dies ist nicht durchhaltbar. Wo dieser Kapitalexport hin geht, zeigt z. B. diese Grafik.

Der enorme Kapitalexport manifestiert sich u. a. für jeden deutlich sichtbar und nachlesbar in den zahlreichen Artikeln in deutsche Gazetten z. B. zum Thema 'marode Infrastruktur' und insgesamt zum Investitionsklima beispielsweise hier. Als Grafik sieht dies so aus:


Zurück zur geschätzten Bloggerin, die bei ihrer Lösung natürlich selber feststellt, dass dies mit ihren eigenen Zahlen nicht aufgeht und daher folgt der Zusatz "bei vollem Lohn- und Personalausgleich". Eine noble Forderung, die sich aber nicht mit Petitionen durchsetzen lässt, nebenbei bemerkt.

Es ist das export-zentrierte Geschäftsmodel D-Lands (man vergleiche den Exportanteil von DE mit dem von China, den USA oder Japan und der Irrsinn wird deutlich), dass bei geringen Löhnen zum einen den Konsum stagnieren lässt auf niedrigsten Niveau und zugleich basierend auf Kapitalexport im Inland viel zu wenig investiert wird, denn nur Investitionen schaffen neue Jobs.

Ein kleiner Nachschlag, der sicherlich zum Nachdenken, ja vielleicht sogar zum fassungslosen Schauen, veranlassen könnte. Altonabloggt lamentiert die hohen Kosten der Arbeitslosigkeit von 58 Milliarden Euro pro Jahr. Die Zahl könnte bei 78 Milliarden liegen, es wäre völlig belanglos und hier ist warum.

Das ALG2 z.B. fliesst zu fast 100% sofort wieder zurück in die Wirtschaft. Es ist eine Mär, dass nur so viel gezahlt werden kann, wie Steuern eingenommen werden. Ein Staatshaushalt hat mit einem Privathaushalt nichts gemeinsam. Das ALG2 stellt keinen Kostenfaktor dar, sondern ist eine Investition (1). Wer an diesem Thema interessiert ist, der hacke in Google 'taxes drive money'. Es lohnt sich.

Krugman endete seinen Post so:
If we don't get some real job creation soon, the politics of jobs may become dangerously self-destructive.
____________________
(1) Die ALG2 Zirkular-Ausgaben sind eine gar wohlfeile Investition, schaffen sie doch - und dies impliziert schon der frühere Name 'Sozialhilfe' - sozialen Frieden zu erhalten und andererseits verhindern sie das Abdriften verarmter Schichten in ein Stimmenpotenzial für rechtsradikale Parteien. Notabene wirken sie auch als Kriminalitätsbremse. Der ROI ist also durchaus beachtlich, n'est-ce pas?

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