4/15/2017

Wann versteht endlich Münchner Richterin Bassler die wirkungsästhetische Dimension von Zitaten in der Auseinandersetzung mit der Tradition als eine Erweiterung des Kommunikationsraumes im Rahmen der normativen Reproduktion der Gesellschaft?

Eingeborene im "Aneignen von Epochenbewusstsein"
Es ist schon ein Kreuz mit Juristen und freistaatlich bayerischen ohnehin. Mit ihrer, angesichts der leider zu spät bewusst gewordenen Erkenntnis, ein Fach studiert zu haben, das keine Wissenschaft ist, Pedanterie, nach aussen manifestiert im stolzen Herumtragen eines voluminösen Roten Buches, aus dem sie selbige stolz ausleben.

 Glücklich die, die, Gott seis gepfiffen, alsbald einen Mangel an Eiern inner Büchs sich bewusst geworden, den Strohhalm der staatlichen Laufbahn hechelnd ergriffen als doch diese, verschont von den Unbillen exorbitanter Arbeitsstunden verbunden mit billable hours galore, angenehm sicheres Terrain bei vorausgesetzt erwarteter Unterwerfung unter staatliche Notwendigkeiten und zu einem Zwanzigstel der Big Suits monetisiert, bietet.

So ausstaffiert mit der staatlichen Gewalt im Rucksack wirbelt ein Richter, in diesem Fall eine Richterin, wild endschlossen den moralischen Knüppel. Wo Moral argumentativ heuchlerisch ins Spiel sich einschleicht, setzt der Verstand aus und ventiliert sich naseweis z.B. so:
"Ebensowenig distanziert er sich von dem ... daneben stehenden Zitat Himmlers. Eine Ablehnung wird nicht ersichtlich". (Urteil des LG München vom 06.05.2015, Seite 7) Es ging um dieses Zitat (1)
Napoleons Notiz an seine Frau Joséphine de Beauharnais direkt from Schlachtfeld:
“Komme in drei Tagen heim. Wasch dich nicht" 
würde der voreingenommenen bayerischen Richterin zufolge bedeuten, man sei ein Dreckschwein mit Vorliebe für Körpergeruch. So simpel gehts in Bayern zu, wenn die freie Meinungsäusserung der rektalen Konsumation zugeführt wird.

Wenden wir uns von den niederen, bukolisch-pastoralen Denkmustern der süddeutschen Provinzler höheren Cerebralformen zu und thematisch passend hier

Ästhetische Modernisierung bei Volker Braun: Studien zu Texten aus den achtzigern Jahren. Buch von Wilfried Grauert.
Im Anschluß an die Beschreibung und Analyse von Brauns Zitierpraxis unternehme ich den Versuch, Funktionen des Zitierens als einer Form der Traditionsaneignung zu bestimmen. Auf der Ebene des Textes und seines semantischen Potentials ist die sympathetische Verwendung von Zitaten Ausdruck einer identifikatorischen Beziehung zwischen dem zitierenden und dem zitierten Autor. Indem er Zitate von Goethe, Hölderlin und Rimbaud einbaut, aktualisiert Braun einerseits das darin aufgehobene utopiscbe Moment und funktionalisiert es im Sinne einer Stärkung der Position des lyrischen lchs bzw. des Autor-Sprechers; andererseits fungiert das Zitieren zugeich im Sinne einer Bewahrung bzw. Rettung von Traditionsbeständen und des darin enthaltenen utopischen Potentials.
Abgesehen davon, daß auf diese Weise Traditionslinien konstruiert werden, wird die epochen- bzw. formationsübergreifende Wirksamkeit utopischen Denkens evident. Dieses Utopiekonzept korrespondiert mit einem gewissen ahistorischen Bezug bzw. einer anthropologischen Fundierung der Utopiefunktion der Kunst, wie sie Braun aus den Denken von Ernst Bloch vertraut ist. Hinzu kommt eine Verwendung von Zitaten als Ausdruck einer Distanzierung. Zum einen insistiert Braun, indem er seine Gegenwartserfahrung und -analyse mit historischen Bewußtseinsformen kontrastiert, auf einer Bewußtmachung der Epochen-Differenz; zum anderen gelingt es ihm dadurch, sein Bewußtsein der zeitgenössischen Situation präziser zu erfassen und zu vermitteln. Diese Distanzierungsstrategie signalisiert, daß die Subjektivität des Autors das Zentrum darstellt, von dem aus das Gegenwartsbewußtsein und die damit korrespondierende Geschichtskonstruktlon erarbeitet werden. 
Habe ich die Zitierpraxis bisher lediglich mit Bezug auf den literarischen Text und sein semantisches Potential erörtert und dabei Identifikation und Distanzierung als organisierende Funktionen dieser Praxis herausgearbeitet, so beziehe ich sie im folgenden auf die Autor-Text-Leser-Triade.
Was die produktionsästhetische Dimension betrifft, so fungieren Identifikation und Distanzierung als konstitutive Elemente des Reflexionsprozesses des Autors. Dessen subjektive Erfahrung der Gegenwart und ihrer Geschichte bedarf der reflexiven Erhellung. In diesem Bemühen um Gegenwartsbewußtsein nimmt die Auseinandemetzung mit der Tradition einen legtimen Platz ein. Erst durch die Spiegelung bzw. Brechung der eigenen Erfahrung durch historische Formen der Aneignung von Epochenbewußtsein gelingt eine adäquate Erfassung der gesellschaftlichen und geschichtlichen Wirklichkeit. 
Bezogen auf die wirkungsästhetische Dimension, bewirkt die Auseinandersetzung mit der Tradition eine Erweiterung des Kommunikationsraumes. Durch diese Öffnung der literarischen Kommunikation und die Einbeziehung historischer Bewußtseinsformen gewinnen die gegenwärtigen Debatten Weite und Vielfalt; infolge dieser Ausdifferenzierung können die Diskussionen im Rahmen der normativen Reproduktion der Gesellschaft umfassender und eindringlicher geführt werden. 
Angesichts dieser Zitierpraxis und der sie organisierenden Funktionen wird Brauns Schreibweise deutlich: Ausgehend von der Erfahrung gegenwärtiger gesellschaftlicher Wirklichkeit, provoziert er, vermittelt über Traditionserhellung im Sinne einer Re-Aktualisierung historisch nicht realisierter Bestände der kulturellen Tradition, einen auf Subjekte fundierten Kommunikationsprozeß, der wegen seiner prinzipiellen Offenheit im Gegensatz zum sozialistischen Offizial-Diskurs steht. Durch die Auswahl der Intertexte bzw. Traditionen und deren Integration in die Autorperspekive unterscheidet sich Brauns Schreibweise zugleich von der offenen (postmodernen) lntertextualität. 
(Hervorhebungen durch mich)

So einfach kann man die Funktion von Zitaten, insbesondere in der Juxtaposition, erklären. Wirkt natürlich vor bayerischen Richtern wie Perlen vor die Säue geworfen.

Professoren der Fakultät f. Postmoderne Intertextualität

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(1) "Eltern, die ihren Kindern von vorneherein eine bessere Schulbildung sowohl in der Volksschule als auch später an einer höheren Schule vermitteln wollen, müssen dazu einen Antrag bei den Höheren SS- und Polizeiführern stellen."
Heinrich Himmler

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